Weltreise 2008 + Südamerika 2019

Barbados ist ganz anders als St.Lucia, obwohl die Insel nur knapp 100 Meilen ostwärts liegt (ein kurzer Hopser mit einer klapprigen Turboprop-Maschine (48 Sitzplätze) in stürmischem Wetter- ich liebe das Fliegen !). Die Insel ist nicht vulkanisch (Korallenuntergrund), eher flach mit langen, wenn auch nicht allzu breiten Sandstränden, die mit ihren Palmen und Machineelbäumen dem Image der Karibik alle Ehre machen. Das Wasser glänzt in allen Blautönen, vorgelagert sind zahlreiche Korallenriffe.

Fisherman´s Pub in Speightstown

Leider ist das Wetter sehr wechselhaft, es gibt häufig am Tag kleine, heftige Regenschauer, die die Luftfeuchtigkeit und die Anzahl der Mosquitos in die Höhe treiben. Die Leute hier, die sich selbst Bajans nennen, sind viel ruhiger, gesetzter als in St. Lucia. Man fährt vorsichtiger, die Musik ist softer und gedämpfter. Hier ist man nett und zuvorkommend, sehr britisch eben. Von den Nachbarn in der Einfamilienhausgegend, in der wir untergekommen sind,

Link zur Unterkunft

werden wir mit einer Freundlichkeit gegrüßt, die man sich in Berlin in vielen Jahren erst hart verdienen muss.

Internet-Cafés scheinen sich hier nicht zu lohnen. Sowohl in Speightstown (3.500 Einwohner) als auch im nächstgrößeren Holetown wiesen nur noch ein paar alte verwitterte Schilder darauf hin. In Holetown haben wir nun im Business-Center für 1 Woche eine Dial-Up-Verbindung per Telefonmodem erstanden,  um mal wieder Internetzugang zu haben (48 k, ätzend langsam).


Speightstown ist ein sehr beschauliches Städtchen mit vielen Läden, da es der Einkaufsort für die umliegenden Orte im Norden ist. Abends ist der Ort richtig tot. Es gibt nur eine großes All-Inclusive Strandresort und einige Appartments und Häuser die an Individualtouristen vermietet werden. Dementsprechen ist das Angebot an Restaurants ziemlich klein. Hinzu kommt, dass sie merkwürdige Öffnungszeiten haben ("Cassareep" abends nur Freitag-Sonntag, Fisherman´s Pub" nur Montags und Mittwochs usw.).

Ab morgen, Dienstag 01.04. haben wir für 4 Tage ein Auto und werden den Rest der Insel erkunden.


Samstag, 05.04.2008

Ungeachtet vereinzelter Unkenrufe haben wir in den letzten Tage nicht etwa faul in der karibischen Sonne gelegen, sondern mit dem Auto (einer offenen, türlosen Kreuzung zwischen Golfcar und Miniscooter mit klapperndem, nicht mehr ganz intaktem Verdeck, bei dem das Mitführen von Regenjacken und Schirmen unabdingbar war) die Insel erkundet. Die Insel ist straßenmäßig recht gut erschlossen, der Asphalt zwar manchmal etwas bröckelig, aber unser „Auto“ hielt immerhin zusammen, dafür gibt’s hier nicht so viele Kurven wie auf St. Lucia und die Leute fahren etwas vernünftiger.

Unsere erste Tour führte in den rauen Norden der Insel (St. Lucy), der überwiegend flach und durch Landwirtschaft (Zuckerrohr und Hühnerfarmen) geprägt ist. Hier sieht man nur vereinzelte Touristen auf Tagesausflug (so wie wir), ansonsten sind die Dörfer eher nichtssagend, dafür besticht die Küste, an der meterhohe Wellen an die Klippen schlagen (siehe Bild Northpoint). Vereinzelt sind kleine Strände eingesprengselt. Baden kann man jedoch nicht wegen der rauen Brandung und Unterströmungen im Meer. Die Einsamkeit der Küste hatte für uns etwas meditatives, zumal wir derzeit in unserer angestammten Unterkunft etwas von Baulärm gebeutelt werden (dazu noch später). Ein karibisches Image erfüllt die Gegend nicht, was sie aber nicht minder sympathisch macht. Allerdings suchen auch hier die Leute mehr oder weniger dubiose Wege, um auch ihr Scheibchen vom Geld der Touris abzubekommen. So wurden wir auf dem Weg zu einer besonders schönen Küstenstelle – der Palmen gesäumten Cove Bay mit dem Kreidefelsen Pico Teneriffe – von einer laut lamentierenden Gruppe junger Männer angehalten, die uns erzählten, die vor uns liegende Straße sei gesperrt und wir müssten einen Umweg fahren, den man uns dann umständlich erklärte, um dann frech ein Trinkgeld für diese „Dienstleistung“ zu fordern, wobei 10 Barbados-Dollar (etwa 3,50 Euro) nach ihrem Dafürhalten keineswegs zu wenig waren. Wir fanden das Ansinnen schon etwas dreist und sind von dannen gefahren - ohne zu zahlen -, was uns kein schlechtes Gewissen zu bereiten brauchte, denn die Strecke, die wir ursprünglich fahren wollten, war mitnichten gesperrt, es war also nur eine moderne Form der Wegelagerei.

In diesem Zusammenhang ist uns aufgefallen, dass einige Sehenswürdigkeiten der Insel sehr gut, andere überhaupt nicht ausgeschildert sind. Ein Schelm der Böses – etwa heimliche Schilderklauerei – dabei denkt. Aber damit soll keineswegs ein falscher Eindruck von den Leuten hier entstehen, die meisten sind überaus nett, höflich und hilfsbereit. Als uns letzthin im Bus ein Teil des immer passend zu zahlenden Fahrgeldes – was wir nicht wussten – fehlte, schenkte uns sofort ein Mitfahrender den benötigten Betrag, immerhin umgerechnet 1/3 Euro, das ist kein so geringer Betrag bei einem Durchschnittsjahreseinkommen von 11.000 US-Dollar.     


Auf der zweiten Tour fuhren wir die Westküste ab bis Bridgetown, der Hauptstadt. Das Wetter war ein wenig regnerisch, was momentan öfter passiert, ohne dass es sich allerdings richtig einregnet, und so schien uns in der Hoffnung auf Sonnenschein zunächst eine Indoor-Aktivität angemessen. Entsprechend dem wichtigsten landwirtschaftlichen Produkt der Insel stand eine Besichtigung der Portvale Sugar Factory auf dem Programm. Es handelt sich um die größte und modernste (1982) Zuckerfabrik der Insel, angegliedert ist ein wirklich informatives Museum über die Historie des Anbaus und der Verarbeitung des Zuckerrohrs auf der Insel. Da dieser Wirtschaftszweig vor dem Tourismus die Geschicke der Insel bestimmte, erhält man einen guten Einblick in das Leben ihrer früheren Bewohner. Auch die Führung durch die in Betrieb befindliche, rege von Zuckerrohrlastern frequentierte Fabrik war äußerst interessant. Wir wissen jetzt, dass das Zuckerrohr dreimal gepresst, der Saft dreimal gekocht, dann die Kristalle von der Melasse – das Grundprodukt der Rumherstellung – getrennt und dass verbleibende Stroh als Brennmaterial zum Betriebe der Anlage benutzt wird. Leider sprach unser Guide ein für unsere Ohren so grauseliges Englisch, dass wir diesen Produktionsvorgang zunächst weitgehend erraten und sodann im Museum nochmals nachlesen mussten.

Dann ging es – zwischenzeitlich schien die Sonne – vorbei an vielen der sog. Chattelhouses (so nennt man hier die kleinen, meist pastellfarben gestrichenen einheimischen Holzhäuschen, die entzückend aussehen, aber sicher für ihre Bewohner keinen besonders großen Komfort bieten; mir ist vor allem schleierhaft, wie diese Häuschen einen Hurricane überstehen sollen) nach Bridgetown. Im Gegensatz zu Castries, der eher uninteressanten, dörflich wirkenden Hauptstadt St. Lucias, hat Bridgetown durchaus etwas Großstädtisches an sich. Im Stadtkern stehen neben den über einen Meeresarm führenden Brücken, die der Stadt ihren Namen gaben, einige sehenswerte historische Bauwerke, dabei mehrere der zahllosen Kirchen der gleichfalls zahllosen protestantischen Glaubensgemeinschaften der Insel, daneben moderne Kaufhäuser mit schicken Waren, jede Menge Juwelierläden und Märkte jeglicher Couleur. Wir fanden Bridgetown eigentlich recht nett, beeindruckend auch der Hafen mit den riesigen Kreuzfahrtschiffen. Versehen mit einem Päckchen frisch erworbener, handgedrehter barbadischer Zigarren (wir konnten nicht widerstehen, nachdem man uns in der kleinen Fabrik sogar  deren Herstellung demonstriert hat), sind wir dann die direkt an der Westküste entlang führende Straße, an die sich ein Strand an den anderen reiht,mit dem herrlich türkisfarbenen Wasser der Karibik, nach Hause gedümpelt.

Richtig schick wird es etwa in der Mitte der Westküste mit riesigen, unmittelbar am Strand stehenden, von traumhaften Parkanlagen umgebenden Villen. Hier ist offenbar viel britisches Geld zuhause. Apropos britisch. Die kolonialen Zeiten sind keineswegs vorbei. Etwa 80 Prozent der Touristen, die sich auf der Insel tummeln, kommen – entsprechend der Neigung der Engländer, ihren Urlaub auf einer Insel zu verbringen- aus Great Britain, mit dem Ergebnis, dass auch die Einheimischen keine Tendenzen erkennen lassen, sich mal anderen Kulturen zuzuwenden. Nun hat der gemeine Engländer – so er denn einer eher intellektuelleren Schicht angehört - durchaus seine positiven Eigenschaften (Höflichkeit, Humor usw.), daß sie der die Insel aber auch ihren Linksverkehr und vor allem ihr salzloses Labberbrot aufoktroyiert haben, ist unverzeihlich.


Unsere dritte Tour führte uns über den Mittelteil der Insel. Im Gegensatz zum flachen Norden und Süden ist es hier leicht hügelig. Es gibt endlose Zuckerrohrfelder und stellenweise sogar Regenwald, der früher die ganze Insel bedeckt haben soll, bevor die Engländer alles für den Zuckerrohranbau abgeholzt haben. Wo Zuckerrohrfelder sind, gibt es auch Plantagenhäuser, und einige der älteren davon haben wir uns auch angesehen. Besonders gut hat uns St. Nicolas Abbey gefallen. Das Herrenhaus stammt immerhin aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, am Eingang bekommt man eine Broschüre, in der man genauestens über die Verwicklungen der Besitzerfamilie, woher sie kamen und wohin sie gingen, wer wen geheiratet und wen ermordet und das Besitztum in den Ruin gestürzt hat, in Kenntnis gesetzt wird. Die Darstellung erinnerte ein wenig an Eveline Hamann in einem ihrer berühmten Loriotsketche, wobei die kostenlose Rumverkostung auf der Besichtigungstour sicherlich noch weiter zu unser beider Erheiterung beitrug. Es gab dann noch einen aus Originalfilmmaterial aus dem Jahre 1936 geschnittenen Film des damaligen Plantagenbesitzers über seine Überfahrt (natürlich erster Klasse und schon mit Swimmingpool) von England nach Barbados und das damalige Leben auf der Plantage und der Insel – super interessant, allerdings begann der Sprecher in wohl akzentuiertem, gut verständlichem Englisch, um dann immer schneller zu reden, weil zu viel Informationen in dem Filmmaterial enthalten waren, so daß wir gegen Ende immer weniger verstanden (und das war vor der Rumverkostung). Selbstverständlich wieder ernüchtert, ging es dann über Hügel mit fantastischen Ausblicken auf die Ostküste mit dem wilden Atlantik, langen breiten und fast verlassenen Sandstränden mit tosendem Wellengang (zum Schwimmen ungeeignet), vorbei an Windmühlen und anderen alten Plantagenhäusern, durch Regenwaldgebiete zurück nach Speightstown, unserem angestammten Revier.

Dort sind leider zwischenzeitlich mehrere Baustellen, die bisher friedlich ruhten, zu neuem Leben erwacht, eine direkt neben unserem schönen, großen und besonders luftigen, daher aber nicht besonders lärmgeschützten Ferienhaus. Das morgentliche Schlitzeklopfen (Beginn am ersten Tag um 7.30 Uhr) in die Hohlblocksteine ist dabei noch nicht das schlimmste. Das Schlimmste ist der Betonmischer, der dann fünf Stunden läuft. An unseren Fahrtagen war das kein weiteres Problem. Man muss sich nach fünf Wochen Urlaub schließlich nicht mehr bei jedem Frühstück unterhalten und danach ging es auf die Piste. Jetzt haben wir aber kein Auto mehr, können also nicht mehr flüchten, zumal es nicht unsere Absicht war, am Strand zu schlafen. Deshalb wechseln wir morgen auch die Unterkunft. Das ist ein zwar ein wenig mühsam, aber auch auf Weltreise sind die Nerven nur begrenzt strapazierbar. Gut dass wir keinen überredet haben, uns in diesem an sich sehr schönen Haus besuchen zu kommen.


Die vierte Tour führte uns schließlich die restliche Ostküste herunter bis in den Süden. Wir haben uns nur die äußerste Südküste erspart. Dort soll es zwar schöne Strände geben, die Landschaft ist aber sonst flach und nichtssagend und an der Küste reiht sich ein Hotel am anderen, was wir uns nicht unbedingt anschauen müssen. Die südliche Ostküste hingegen  ist sehr reizvoll, hier haben die reichen Einheimischen ihre Häuser und sie wissen auch warum. Sonst gibt es außer ein paar Surfern wenig Touristen, wahrscheinlich weil die Strömungen des Atlantik auch hier kein Baden zulassen. Besonders gut hat uns ein Örtchen Namens Bathsheba gefallen, eine schöne kleine Bucht, mit Palmen, Sandstrand, pittoresken Felsbrocken im Wasser und wilder Brandung. Auch hier und im Hinterland finden sich sehenswerte historische Bauten (z.B. Codrington College, angeblich das älteste theologische Seminar der westlichen Welt, das eine unglaubliche Stille und Beschaulichkeit ausstrahlt). Touristenbusse trafen wir auf unserer Besichtigungstour nur an einem Ort (Sunbury Plantation, gebaut 1660 und sehr sehenswert), sonst waren nur vereinzelte Ausländer unterwegs. Wir fragen uns, was die ganzen Touristen so tags über treiben. Die Hotelanlagen sind voll. Allerdings scheinen viele Engländer hier nur ein paar Tage Urlaub zu machen, im Übrigen ist Lunchtime (von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr) offenbar heilig, während dieser Zeit sieht man ohnehin kaum britische Touristen. Wir haben dann noch versucht die Behausung eines alten Seeräubers (Sam Lord´s Castle) zu besichtigen. Das Gelände wurde von einem Luxushotelbetreiber aufgekauft, der das Haus aber unverständlicher Weise jetzt hat sperren und verfallen lassen. Ein weiterer als Sensation angekündigter „roter“ Beach war enttäuschend, da klein und so zugestellt mit Liegen und Sonnenschirmen, das man den Sand kaum noch sah. Da loben wir doch unseren tausendmal schöneren Redbeach bei Matala auf Kreta.

Unsere Bilder zeigen hoffentlich, dass es hier einiges zu sehen gibt. Dadurch dass die Insel früh (ab 1665) landwirtschaftlich genutzt (besser : ausgebeutet) wurde und wohl heute noch einer der zentralen Handelsplätze der Karibik ist, hat sie eine Historie, wie sie beispielsweise St. Lucia nicht aufzuweisen hat. Die alten Plantagen und Herrenhäuser, zu erwähnen sei z.B. auch die Ruine von Farley Hill, dem Schauplatz von Harry Belafontes Film „Island in the Sun“ (den wir im Gegensatz zu dem gleichnamigen Song allerdings nicht kennen)  geben einen guten Eindruck über das koloniale Leben auf dieser Insel, durch die einige Leute sehr reich geworden sein müssen. Auch landschaftlich ist die Insel abwechslungsreich und erfüllt keinesfalls immer die Vorstellung, die man von einer Karibikinsel hat. Allerdings ist die Insel stellenweise sehr zugebaut, sehr touristisch und ohnehin sehr bevölkerungsreich. Ein einsames „Island in the sun“ ist Barbados sicherlich schon lange nicht mehr. Zu unserem Leidwesen wird auch unverdrossen weitergebaut. Die Insel ist zudem auch ein gutes Stück teurer als St. Lucia und das Angebotene ist nicht immer seinen Preis wert.


Heute am Sonntag, 06.04. sind wir in ein anderes Haus umgezogen. Die Vermittlungsagentur "Paradise Rentals" betreut uns wirklich gut. Wer nach Barbados möchte, kann sich ja mal deren Angebote ansehen. Link: Paradise Rentals